Reisebericht: Philippinen Backpacking-Reise

Philippinischer Karnevalsumzug den wir zufällig beobachtet haben.

Nach unserer intensiven Zeit mit Camper Paolo in Kasachstan und den eindrucksvollen Erlebnissen in China ging es für uns kurz vor Weihnachten auf die Philippinen. Unser Ziel? Wir wollten quasi Ferien vom Reisen machen. Wir hatten uns vorgestellt, sieben Wochen an weissen Sandstränden mit kristallklarem Wasser zu verbringen. Es kam dann aber natürlich etwas anders. Was wir während unserer Backpacking-Reise durch die Philippinen erlebt haben, erzähle ich euch in diesem Erfahrungsbericht.

Weihnachtsstimmung unter Palmen

Am 23. Dezember sind wir in Manila gelandet. Einerseits wollten wir bis zum Jahreswechsel am Strand sein, andererseits erhofften wir uns vom katholischen Land mehr Festtagsstimmung als im kommunistischen China. Für mich war es nach dem letzten Jahr in Guatemala das zweite Mal, dass ich Weihnachten in der Wärme verbrachte. Auch hier passten die Palmen und die Weihnachtsdekorationen in meinen Augen nicht wirklich zusammen. Der charakteristische Weihnachtsstern war in Manilas Stadtparks anzutreffen, nicht wie bei uns in kleinen Töpfen auf der Tischmitte. Die ansonsten wenig attraktive philippinische Hauptstadt wurde durch die festliche Dekoration also allemal aufgehübscht.

Ein etwas anderes Weihnachtsfest

Wir verbrachten unseren Heiligabend in einem Diner in einem sechsstöckigen Einkaufszentrum und anschliessend mit Netflix im Bett. Nicht etwa, weil wir zu müde waren, sondern weil alles andere geschlossen war. Auch in der Mall bekamen wir nur mit Glück noch etwas zu essen. Ganz so hatten wir uns das nicht vorgestellt… Der Regen an Weihnachten war dann aber doch vertraut wie in der Schweiz. Andri besteht darauf, an dieser Stelle zu erwähnen, dass das nur für mich, als Unterländerin, gilt. 😉

Strände, Mangroven und Meer

Während unseren sieben Wochen im Land haben wir viel wahnsinnig Schönes erlebt. Vieles davon realisiere ich erst jetzt beim Schreiben richtig. 2025 begrüssten wir mit einem Drink in der Hand und barfuss im Meer stehend. Es war ein herrlicher Abend mit anderen Reisenden in einer kleinen Bar direkt am Strand. Der einzige Weg dorthin führte über den Strand. Während der Flut, wie zu Beginn des Abends, musste man durch das Wasser gehen. Auf der nächsten Insel, Cebu, schwammen wir mit Walhaien – was wir aus ethischen Bedenken kein zweites Mal machen würden – und erfrischten uns in Wasserfällen. Auf Bohol paddelten wir nachts in Kajaks durch die Mangrovenwälder und erfreuten uns an Tausenden Glühwürmchen, die die blühenden Bäume umschwirrten. Ausserdem besuchten wir eine Aufzuchtstation für Tarsier, eine niedliche Tiergattung, die zwischen Frosch und Affe liegt und riesige Glubschaugen hat. Die nachtaktiven Tiere sind kaum grösser als eine Faust, können bis zu drei Meter weit springen und haben Augen, die grösser sind als ihr Gehirn.

Santo Nino muss gefeiert werden

Wir mieteten Roller und düsten über die verschiedenen grünen Inseln, wie Siargao, das als das neue Bali geahndet wird. Auf der Insel Siqijor konnten wir den Eingang zu einer Höhle nicht finden und stolperten aus Versehen in eine private Gartenfeier von Einheimischen. In der Mitte der 14 lachenden, singenden und Gitarre spielenden Partygästen lagen 15 leere Rumflaschen. Da war es gerade einmal 14.30 Uhr. Nach ein paar Liedern, je einem Rum-Cola und einem Mittagessen, das uns wie selbstverständlich serviert wurde, fanden wir den Höhleneingang mit ihrer Hilfe schlussendlich doch noch. Wir erlebten allerlei Abenteuer in den Philippinen. Aber nach den schönen, weissen Stränden, mussten wir suchen. Instagram und Co haben unsere Erwartungen hier wohl etwas zu hoch angesetzt. Und wie wir in Gesprächen mit anderen Reisenden lernten, waren wir nicht die einzigen, die das so empfunden haben.

Willkommen im Paradies

Genau so wie wir uns die Philippinen vorstellten, erlebten wir es hingegen während einer Bootsfahrt von El Nido nach Coron, zwei Orte auf den Palawan Inseln. Diese Überfahrt mit sechs anderen Reisenden war unser absolutes Highlight der sieben Wochen. Fünf Tage lang vertrieben wir uns die Zeit mit Lesen, um unbewohnte Inseln Kayaken, Schnorcheln mit kunterbunten Fischen sowie Schildkröten, Schwimmen in glasklarem Wasser (vom Boot sah man ohne Probleme auf den Grund des 5m tiefen Meeres) und Schlafen am Strand in einfachen Hütten.

Sir Andrew, Madam…

Unsere Zeit an Bord war aber vor allem dank der aufmerksamen Crew so besonders. Zu der gehörte auch unser privater Koch, der uns viermal am Tag fürstlich verpflegte. Täglich bereitete er frischen Fisch, Krabben und Muscheln aus dem Meer für uns zu. Diese wurden jeweils von einem Crewmitglied gefangen, der den lieben langen Tag nichts anderes machte, als mit seiner Harpune zu fischen. Nicht nur einmal dachten wir: „So müssen sich also Reiche fühlen.“. Besonders, da die Philippiner uns immer mit „Sir Andrew, Madam, …” ansprachen. Der Kontrast zur restlichen Reise war nach diesen paradiesischen fünf Tagen auf dem Wasser umso grösser.

Wie sehr wir die Stille der Steppe vermissten!

Während unserer Backpacker-Reise auf den Philippinen hatten wir an vielen Tagen mit der Umstellung vom Komfort unseres eigenen Campers zu kämpfen. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Vielleicht lag es aber auch mehr am Land, das uns nicht so überzeugte, wie gedacht. Denn die Philippinen waren unglaublich laut. Ständig krähten Hähne (nicht nur am Morgen, sondern wirklich ständig – wir wurden sogar um Mitternacht, um 1 Uhr, um 2 Uhr und um 3 Uhr von nervigem Gekrächze geweckt).

Wenn die Gockel mal still waren, bellten irgendwo Hunde oder ein Nachbar drehte seine Karaoke-Anlage voll auf. Die Philippinos lieben es zu singen – egal, wie schräg oder falsch, Hauptsache auf voller Lautstärke. Und so zogen wir uns jeden Abend unsere Kampfuniform an: Schlafmaske, Ohrenstöpsel, Halstuch (wegen der Klimaanlage) und bei Andri noch die Nachtspange. Sexy ist anders, haha.

Trouble in Paradies

Zusätzlich zum Schlafmangel erlebten wir gerade zu Beginn viel Regen, durch den die Abwasserleitungen überliefen. Zu allem Übel fing ich mir eine schlimme Magenverstimmung ein. Sie setzte mich drei Tage ausser Gefecht, sodass ich kaum etwas essen konnte und völlig erschöpft war. Als ob das nicht schon Grund genug wäre, unser fahrendes Zuhause zu vermissen, wurden mir tatsächlich auch noch meine neuen Schuhe gestohlen. Besonders dreist: Sie standen im Schlafsaal vor meinem Bett, in dem ich mich gerade auskurierte, als die Diebin zuschlug. Dass die Reisende mir „wenigstens” ihr völlig ausgelatschtes Paar daliess, vermag mich bis heute nicht wirklich zu trösten. Andri und ich sind überzeugt, dass uns das in Zentralasien nicht passiert wäre, obwohl ausnahmslos alle, die wir getroffen hatten, weniger besassen.

Wie viel macht das?

Die grösste Veränderung im Vergleich zum Reisen mit Paolo war wohl, dass wir von da an nur noch wenig selbst „erschaffen” konnten. Vom einen Moment zum anderen konsumierten wir nur noch. Essen? Übernachten? Wäsche waschen? An einen neuen Ort reisen? All das erledigten wir vorher stets selbst. Diese Abhängigkeit hat uns zu Beginn besonders gestört. Dass das Preisniveau auf den Philippinen vergleichsweise sehr hoch war, half hier sicher auch nicht. Als Paar musste man schon mit 30 CHF pro Nacht für ein einfaches Zimmer rechnen. Was man dafür bekam, war jedes Mal eine Wundertüte. Das war besonders erstaunlich, denn ein Tuk-Tuk-Fahrer erzählte uns, dass ein 8-stündiger Arbeitstag im Steinbruch mit rund 500 Pesos (knapp 8 CHF) entlöhnt wird. Das einzig Günstige auf den Inseln? Rum mit Cola für 100 Pesos (rund 1,60 CHF).

Einmal Pizza Asia, bitte

Kulinarisch gesehen war unsere Zeit auf den verschiedenen Inseln ziemlich eintönig. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Philippinen aus über 21’000 fruchtbaren Inseln bestehen. Das Nationalgericht ist „Chicken Adobo“: weisser Reis, serviert mit Poulet (meist mitsamt Knochenstückchen) und etwas Currysauce. Ansonsten gab es viel Frittiertes wie Burger und Weissbrot – wie so vieles süss. So verriet uns ein einheimischer Fischer, dass er für den perfekten Geschmack Krabben mit Knoblauch und Sprite kocht. Für Abwechslung sorgten die vielen Pizzerien. Die gelegentlichen Pizza-Abende waren eines unserer Highlights. Aber wie Sandra, die Mutter von Andri, sagt: „Du kriegst in diesen Ländern alles, aber es schmeckt nicht wie daheim. Pizza, Schnitzel, Pommes, alles Asia-Style…”

Ein brotloses Unterfangen…

Natürlich haben wir auch versucht, selbst zu kochen. Dabei sind wir jedoch an zwei Fronten gescheitert. Die wenigsten Unterkünfte hatten überhaupt eine Kochnische und selbst wenn, scheiterte es meist an den Einkaufsmöglichkeiten. Selbst in den grössten Supermärkten gab es vor allem Konserven und eine Auswahl an fragwürdigen, meist sehr ungesunden Snacks zu kaufen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist auf den Philippinen alles andere als leicht…

Dein Freund und Helfer

Einen kurzen Schrecken erlebten wir auf der Insel Siargao, die wir zuletzt besuchten. An einer Abzweigung fuhr uns ein unaufmerksamer Tuktuk-Fahrer in die Seite unseres Rollers. Glücklicherweise waren sowohl er als auch wir langsam genug unterwegs, sodass ausser ein bisschen Plastik nichts zu Schaden kam. Ärgerlich war jedoch, dass er uns zuerst die Schuld geben wollte, obwohl wir Vortritt hatten, und er sich somit auch weigerte, uns das kaputte Teil zu ersetzen. Der involvierte Polizist gab uns zwar Recht, wiederholte aber nur die Worte des Tuktuk-Fahrers, dass er kein Geld habe, um uns die Auspuffabdeckung zu ersetzen.

Schlechte Erinnerungen

Der Schaden belief sich auf rund 4 CHF, die wir schlussendlich auch mehrheitlich selbst „stemmten”. Es ging uns dabei nicht ums Geld – nach den unzähligen Garagenbesuchen in Zentralasien wussten wir einfach, wie viel Zeit man verschwenden kann damit, die richtigen Ersatzteile zu finden. So handelten wir mit der Polizei aus, dass der Tuktuk-Fahrer uns immerhin auf der Suche nach einer neuen Abdeckung begleitete. Aber der Vorfall liess uns dennoch darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn der Schaden am Roller oder gar an uns grösser gewesen wäre… Ab da waren wir noch vorsichtiger unterwegs. Keine Sorge also, Mami.

Zwei Schweizer, ein Russe und ein Holländer sitzen an einem Tisch…

Man merkt: Unsere Zeit im Land war nicht so, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Dafür haben wir die kleinen Momente umso schöner in Erinnerung. Dazu gehören die vielen Sonnenuntergänge am Strand, die Zeit, die wir zum Lesen oder Karten spielen hatten, und die gemütlichen Abendessen am grossen Tisch in einem Hostel mitten im Dschungel der Insel Bohol. Jeden Abend kamen alle Hostelgäste zusammen, um gemeinsam zu essen. So ergaben sich interessante Gespräche. Eines Abends lauschten wir Bart, einem Berufstaucher von der karibischen Insel St. Martin. Er erzählte uns, dass Tauchmissionen in öligen Flüssigkeiten am mühsamsten seien, und brachte mir bei, wie man den Druck beim Tauchen richtig ausgleicht.

Am nächsten Abend erzählte uns ein junger Russe aus St. Petersburg von seinem aussergewöhnlichen Geschäftsmodell, das es ihm erlaubt, jedes Jahr rund neun Monate zu reisen. Er und sein Team kaufen das ganze Jahr über gebrauchte Kühlschränke auf dem russischen Ebay und verkaufen diese dann acht Wochen lang gewinnbringend an Studierende, die ihre Wohngemeinschaften einrichten müssen. Für den Abschluss seiner jährlichen Buchhaltung benötigt er einen weiteren Monat, nämlich bis zum 31. Oktober. So lange gewährt er den Studierenden Garantie auf die Occasionsgeräte. Danach fliegt er wieder in die Ferien.

Fazit unserer Philippinen Reise

Und genau deshalb reisen wir so gerne. Selten hat man zu Hause die Gelegenheit, mit so vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern mit den verschiedensten Geschichten, Werten und Vorstellungen von der Welt an einem Tisch zu sitzen, voneinander zu lernen und gemeinsam zu lachen. Und so war auf den Philippinen eben doch auch vieles einfach sehr, sehr toll. Trotzdem würden wir lieber ein zweites Mal nach Armenien oder China reisen. Nach den Philippinen ging es für uns weiter nach Kambodscha. Dazu im nächsten Blogbeitrag mehr.

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