Das im Titel erwähnte Sprichwort «Lieber ein kurzer Schrecken als ein Schrecken ohne Ende», wie mein Onkel immer zu sagen pflegt, beschreibt unsere Zeit in Nordmazedonien leider ziemlich gut. Das kleine Land lag auf unserem Weg von Bulgarien nach Albanien und so beschlossen wir spontan, einen kurzen Zwischenstopp in der Hauptstadt Skopje einzulegen. Der Aufenthalt war letztendlich noch kürzer als geplant.
Chronologie der Erlebnisse in knapp 24h:
- An der Grenze wies uns der Beamte höflich darauf hin, dass unser Versicherungsnachweis abgelaufen sei. In der Eile haben wir eine veraltete Kopie mitgenommen. Unser Fehler, keine Diskussion. Umso erleichterter waren wir, als man uns anbot, den aktuellen Nachweis im Shop nebenan auszudrucken. Für die schwarz-weisse A4-Seite haben wir dann satte 10 Euro bezahlt… Autsch.
- In Skopje angekommen, wurden wir gleich um weitere 20 Euro erleichtert. Ohne Internet und bei strömendem Regen wollten wir uns kurz auf einem Parkplatz informieren, wo wir unser Auto sicher abstellen können. Dass wir die Parkgebühr nicht gleich bezahlt hatten, rächte sich schnell. Ein zufällig vorbeikommender Parkwächter verpasste uns eine Parkbusse, die wir sofort begleichen mussten – sein Kollege mit der Parkkralle war schon zur Stelle. Auch hier letztlich «our bad». Damit hätten wir leben können. Wir bekamen von den beiden einen Parkticket und sie fuhren davon. Bei näherer Betrachtung glaubten wir festzustellen, dass diese nicht, wie beteuert, für die ganze Nacht gültig war, sondern nur für eine Stunde…
- Ein paar Minuten später erzählten wir es unserem Reiseführer, und er regte sich furchtbar auf. Er meinte, dass die Parkbusse in etwa so hoch sei wie eine Tageskarte für diese Parkzone, aber dass wir keine Quittung bekommen hätten, das rieche nach Betrug. Er begleitete uns zu Mafiat Paolo und bestätigte uns, wie befürchtet, dass die Parkkarte nur eine Stunde gültig sei. Genau in diesem Moment lief einer der beiden Parkwächter an uns vorbei und es kam zu einem heftigen Streit zwischen unserem Stadtführer Dino und dem Parkwächter. Schliesslich händigten sie uns widerwillig eine Quittung für die ganze Nacht aus und wir dachten, damit wäre die Sache erledigt.
- Danach hatten wir noch eine wirklich tolle private Stadtführung (da sonst niemand an der Free Walking Tour teilgenommen hat). Danke Dino an dieser Stelle!
- Was danach genau passiert ist, werden wir wohl nie mit Sicherheit wissen. Fakt ist, dass wir zurück zum Van gingen und uns im blickdichten Innenraum aufhielten. Plötzlich versuchte jemand zuerst die Hecktür und dann die Seitentür zu öffnen. Trommelwirbel, es waren die beiden Parkwächter. Wir öffneten die Tür und fragten, was los sei. Plötzlich sprachen die beiden nur noch Mazedonisch und nicht mehr Englisch mit uns und liessen von uns ab. Einbrüche und Autodiebstähle, so erfuhren wir später, seien leider keine Seltenheit. Unnötig zu sagen, dass wir uns danach nicht mehr sicher fühlten und uns einen Schlafplatz ausserhalb der Stadt suchten.
So folgte am nächsten Tag der Versuch eines Neustarts, der ein jähes Ende fand:
- Zurück in der Stadt sprach uns ein Landsmann auf dem angefahrenen Parkplatz auf Schweizerdeutsch an. Er schimpfte die nächsten 20 Minuten darüber, wie unfreundlich wir Schweizer seien und dass seine drei Jahre in der Schweiz schrecklich gewesen seien und nur aus Arbeit bestanden hätten.
- Während Andri (erfolgreich) eine Werkstatt suchte, um unsere Bremsen überprüfen zu lassen, suchte ich (erfolglos) nach einer Wäscherei. An einem Ort 20 Euro für ca. 3 kg Wäsche, an einem anderen zwischen 60 und 150 Denar pro Wäschestück, also gut 1.00 bis 2.50 CHF. Wir stinken also noch ein bisschen länger…
- Erschöpft setzte ich mich auf eine Parkbank und wurde kurz darauf von einer bettelnden Frau nach Geld gefragt. Ich verneinte höflich auf Englisch und löste damit wohl Ärger bei ihr aus. Auf Mazedonisch (glaube ich?) redete sie laut auf mich ein und machte die umstehenden Leute auf mich aufmerksam. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was sie sagte, schien es ihrem Gesichtsausdruck nach nichts Nettes zu sein.
Auch wenn uns die ersten Landschaftsbilder mit den ausgedehnten Reisfeldern durchaus verzaubert haben, so haben uns diese Erlebnisse doch ein wenig die Lust genommen, Nordmazedonien weiter zu erkunden. Von diesen wenigen Momenten auf ein ganzes Land und seine Menschen zu schliessen, wäre voreilig. Aber es gibt noch so viele schöne Orte, die darauf warten, von uns entdeckt zu werden, dass wir dennoch beschlossen haben, weiterzufahren. Albanien, wir kommen!
Nordmazedonien mit dem Camper war nichts für uns. Besser gefallen hat es uns auf unserer Van Reise nach Südostasien aber in der Albanien oder der Türkei. Lies hier den Erfahrungsbericht zu unserer Camper-Reise in die Türkei oder stöbere im Reisebericht Albanien mit dem eigenen Camper.