Reisebericht: Kasachstan mit dem Camper, Teil 1

Km 14'237-17'454: Die Geschichte von geraden Strassen und durchkreuzten Plänen

von Nadja Osterwalder
2 Kommentare
Traditionelle Jurte in Kasachstan während Reise

Eigentlich war die Mission klar: Von Russland nach Kasachstan einreisen und in drei Tagen knapp 3000 km durch die monotone Steppe nach Kirgistan fahren. Denn wir wollten Andris Geburtstag in den kühlen Bergen verbringen. Dieser Reisebericht aus Kasachstan wäre eigentlich schnell erzählt… Wenn nicht, wie so oft auf einer Camper-Reise, alles anders gekommen wäre. Ein unvorhergesehenes Erlebnis jagte das nächste. Aber eines nach dem anderen.

«Kamel, lueg döt!!!!»

Unser erlebnisreicher Grenzübertritt von Russland nach Kasachstan hat ziemlich lange gedauert. Ausserdem war es unglaublich heiss und plötzlich sahen wir auch noch überall neben der Strasse Kamele. All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass wir glatt vergessen haben, an der Grenze eine Autoversicherung abzuschliessen. Denn unsere Schweizer Autohaftpflichtversicherung deckt uns seit dem Verlassen der Türkei nicht mehr. Erst nach einer Stunde Fahrt bemerkte ich das Versäumnis, als ich am Strassenrand ein übel zugerichtetes Unfallauto auf einem Sockel stehen sah. Solche Mahnmale werden in den ehemaligen Sowjetstaaten gerne als Exempel für die Einhaltung der Verkehrsregeln eingesetzt.

Kamele am Strassenrand in Kasachstan während Camper Reise
Tatsächlich das "beste" Kamelbild, das wir geschossen haben. Keine Zeit für Pausen!

Herausforderung: In drei Tagen einmal quer durch Kasachstan

Entgegen der gängigen Meinung kann man auf kasachischen Strassen sehr schnell fahren. Und das mussten wir auch. Am 3. August überquerten wir die Grenze nach Kasachstan – drei Tage vor Andris Geburtstag, zu dem wir bereits in Kirgistan am Wandern sein wollten. Wir wussten, dass das ambitioniert war. Rückblickend runzeln wir ein wenig die Stirn über unseren Optimismus und unsere Naivität, haha. Kasachstan ist mit 2’725’000 km² das neuntgrösste Land der Welt. Nicht weniger als 2989 km wollten wir in diesen drei Tagen zurücklegen. Was in der Theorie anspruchsvoll, aber machbar klingt, erwies sich in der Realität als unmöglich.

Aber nicht etwa wegen der schlechten Strassen. Vor unserer Ankunft hörten wir Geschichten von anderen Overlandern, die für die ersten 40km nach der russischen Grenze vier Stunden gebraucht hatten. Wir wiederum fanden eine perfekt geteerte, nagelneue Strasse vor. Zwischen dem Bericht der anderen Reisenden und unserem Besuch lagen lediglich vier Wochen. Natürlich gab es aber auch Waschbrettstrassen oder Abschnitte mit Schlaglöchern, so tief, dass man Kinder darin hätte baden können. Aber 95% der Hauptverkehrsachsen waren, wenn überhaupt, erst wenige Jahre alt und in gutem Zustand. Zudem wird in allen Regionen weiter fleissig an den Strassen gebaut.

Wie schmeckt Kamelfleisch?

Unsere erste Station war die Stadt Aqtöbe im Norden des Landes. Wir haben uns für diesen Umweg entschieden, weil es dort oben weniger heiss war (also nur 37, statt 44 Grad. Zudem sollten die Strassen besser sein als auf der direkten Route im Süden. Das rechtfertigte den kilometermässig grossen Umweg. Aqtöbe lässt sich am besten als eine Mischung aus Las Vegas und einer klassischen sowjetischen Stadt beschreiben. Da es sich um einen wichtigen Standort für die Erz- und Metallindustrie handelt, wimmelt es nur so von schicken Restaurants, Casinos und Hotels. Wir waren hingegen zum Wäschewaschen hier und haben auf einem Parkplatz übernachtet.

Etwas von dem Glamour bekamen wir ab, als wir der Empfehlung der Wäschereiangestellten folgten. Dieser Restaurant Tipp sollte sich als einer der Höhepunkte unseres Kasachstan Roadtrips entpuppen. Von den Lokalen wird dieses schicke Restaurant mit traditioneller Live-Musik, echten Jurten (ja, mitten im Restaurant!) und einheimischen Gerichten vor allem für Geburtstage oder Jubiläen besucht. Für lokale Verhältnisse war es teuer, aber im Vergleich zu Zürcher Preisen, mit denen wir immer noch alles treu vergleichen, erschwinglich. Wenige Stunden waren vergangen seit sich Andri am Nachmittag gefragt hatte, ob man Kamelhöcker essen könne. Und schon probierte er es hier gleich aus. Unser Fazit: Die Höcker, die praktisch nur aus Fett bestehen, werden gegessen und sind erstaunlich lecker. Das Fett zergeht auf der Zunge. Das Kamelfleisch selbst erinnert an stark schmeckendes Pferdefleisch mit einem sehr hohen Fettgehalt.

Mehr Hitze, mehr Einöde und die ganz grossen Fragen

Das nahrhafte Essen stärkte uns für die tagelange Weiterfahrt durch die Steppe bei täglichen 42°C. Schon morgens um 9 Uhr hatten wir Temperaturen um die 37°C. Unterwegs sahen wir vor allem eines: endlose Weiten, nichts als die Strasse und öde Steppe bis zum Horizont. Ab und zu eine Ansammlung von Häusern, unbeaufsichtigte Kamel- oder Kuhherden und jeden Abend einen farbenprächtigen Sonnenuntergang. Diese monotone Landschaft wurde neben dem Vieh nur durch die tausenden von Lastwagen unterbrochen, die wir überholten oder die uns entgegenkamen und uns am Überholen hinderten. Die Fahrt war so eintönig, dass wir mehr als genug Zeit hatten, die kleinsten Details zu bemerken. Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Autotransportern mit Neuwagen kamen uns entgegen. Wir sahen jedoch keinen einzigen, der leer auf dem Weg zurück nach Osten war. Werden die mit Frachtschiffen zurücktransportiert?! (Antwort oder Vermutungen bitte in die Kommentare) Eine weitere Beobachtung: Kühe in Kasachstan gehen viel entschlossener und selbstbewusster über die Strasse als noch in Georgien, haha.

Was entschlossene Kühe mit der hiesigen Gastfreundschaft gemein haben

Diese Entschlossenheit teilen sie mit den einheimischen Gastgebern, wie wir am Aralsee feststellen konnten. Dazu muss ich ein wenig ausholen: Unseren Traum, am 6. August in den kirgisischen Bergen zu sein, haben wir unterwegs irgendwann aufgegeben. Es war einfach zu weit und zu heiss, bei diesen Temperaturen 1000km am Tag zu fahren – ohne Klimaanlage. Zwischenzeitlich wollten wir am 6. August eine Fahrpause einlegen und etwas tolles in Kasachstan unternehmen. Bald mussten wir uns aber eingestehen, dass es in der trockenen, flachen Landschaft Zentralkasachstans kaum etwas zu tun gab ausser der Besichtigung eines Raketenstartgeländes (Andri besteht darauf, dass es nicht irgendein Raketenstartgelände ist, sondern Zitat «Das von Roskosmos betriebene, weltberühmte Baikonur. Das kennt man!»). Dafür hätten wir aber weit im Voraus eine Bewilligung beantragen müssen, und die hatten wir nicht.

Also wünschte sich Andri, dass wir seinen Geburtstag in Kirgistan nachfeiern und an seinem eigentlichen grossen Tag weiterfuhren, wie wenn nichts wäre. Und so beschlossen wir, am späten 5. August an den Aralsee zu fahren, um dort wenigstens ein gutes (Vor-)Geburtstagsessen zu kochen. Vorgängig kaufte ich heimlich die Zutaten für sein Lieblingsdessert (seit unserem Besuch im Zabola Estate sind es nun Îles Flottantes), ein gutes Stück Fleisch und mehr aus Spass; Kaviar. Denn Kasachstan ist der weltgrösste Exporteur dieser Delikatesse. Ein Döschen kostet hier im Supermarkt bescheidene 2-4 Franken. Doch es kam natürlich anders…

Das Schicksal des armen Tankwartes

Am Dorfeingang von Aral entdeckten wir eine Tankstelle von Qazaq Oil, dem Dieselanbieter unseres Vertrauens. Hier waren wir uns nicht nur (fast) sicher, dass die Dieselqualität in Ordnung war, sondern konnten uns auch stets darauf verlassen, dass bis spät in die Nacht frische Hot Dogs zubereitet wurden. Diese und Cornflakes bildeten in Kasachstan unsere Nahrungsgrundlage… Zum Kochen waren wir abends normalerweise zu müde und tagsüber war es zu heiss zum Essen.

Mann mit Hotdogs in Kasachstan
Waren etwa so gut, wie sie aussehen...

Also hielten wir hier zum Tanken an. Andri verschwand im Shop zum Bezahlen und ich reichte dem Tankwart den Schlüssel zu unserem Tankdeckel. Gerade rechtzeitig bemerkte ich zum Glück, dass er uns versehentlich den Benzinschlauch ans Auto gehängt hatte. In Zeichensprache versicherte er mir, dass noch kein Kraftstoff geflossen war. So wollte ich den Motor starten, um zur Diesel-Zapfsäule zu wechseln.

Was dann passierte, wirkte mehr wie ein Film als Realität. Der Motor wollte mehrmals nicht anspringen und als er dann endlich anlief, vibrierte er und machte Geräusche, als würde er jeden Moment explodieren. Schnell stellte ich den Motor wieder ab und befürchtete schon das Schlimmste. Ich muss den Tankwart so verzweifelt und wütend angesehen haben, dass er sofort das Weite suchte, upps. Zusammen mit Andri probierte ich das Gleiche noch einmal von vorne, diesmal mit offener Motorhaube. Als das Dröhnen auch nicht aufhörte, als ich mit dem Schlüssel den Motor abstellte, reagierte Andri geistesgegenwärtig und klemmte unsere Autobatterie ab. Sofort war der Spuk vorbei.

Seltener Regen, der uns fast zum Verhängnis geworden wäre

Wir hatten keine 60 Sekunden, um das Problem zu analysieren. Schon kam ein Einheimischer herbeigeeilt und diagnostizierte zusammen mit Andri das Problem: eine Fehlfunktion unseres Starters. Weitere 30 Sekunden später organisierte er bereits einen Abschleppdienst bevor wir reagieren konnten. Wenig später war der Abschleppdienst für Mafiat Paolo auch schon da. Nur aufladen konnte er uns nicht. Mit jedem Zentimeter, den er uns weiter auf seine Ladefläche zog, hob sich der vordere Teil seines Wagens weiter vom Boden ab. Als sein Fahrzeug mit unserem Camper halb in der Luft immer schräger Richtung Strassengraben rutschte, brachen wir ab. Zum zweiten Mal auf dieser Reise holte ich das Abschleppseil. Damit klappte es und wir wurden in die 5 Minuten entfernte Werkstatt geschleppt.

Spätestens als sich herausstellte, dass der Anlasser nicht ausgetauscht werden musste, sondern nur zwei aneinandergeratene Kabel einen Kurzschluss erzeugt haben (wahrscheinlich von der Hitze oder all dem Holpern), konnten wir unser Glück kaum fassen. Denn etwa 50 km vor dem Dorf und somit vor der Panne hielten wir mitten im Nirgendwo neben der Strasse an. Es hatte angefangen zu regnen und ich hatte die Hitze so satt, dass ich mich für ein paar Minuten in den Regen stellen wollte. Hier hatten wir keinen Empfang, kein Auto und kein Haus gesehen. Gott sei Dank konnten wir den Motor aber noch problemlos ab und wieder anstellen. Glück im Unglück also, dass die Panne erst an der Tankstelle passiert ist.

Eine der letzten Familien am fast trockenen Aralsee

Aber zurück zu den entschlossenen Kühen und der fast diktatorischen Gastfreundschaft der Kasachen. Ich machte unserem Helfer von der Tankstelle und dem Automechaniker Tee. Letzterer wollte sich unbedingt revanchieren. Und so lud er uns zu sich nach Hause zum Essen und Übernachten ein. Das klang genau nach dem Erlebnis, das Andris Geburtstag doch noch zu etwas Besonderem machen könnte. Also nahmen wir dankend an und freuten uns, ein kasachisches Haus von innen zu sehen. Am Tisch wurden wir unglaublich verwöhnt, aber ein höfliches «Danke, ich habe genug Tee/gegessen» wurde mehrfach ignoriert und nachgereicht. So ging es den ganzen Abend weiter. Mit Google Übersetzer lernten wir mehr über ihren Alltag und erfuhren, dass sie sich trotz Wassermangel nicht vorstellen können, von ihrer Heimat wegzuziehen.

Früher gehörte der Aralsee zu den weltweit grössten Binnenseen, bis in den 60er-Jahren zählte er als viertgrösster See der Welt. Heute ist davon nichts mehr zu sehen: Nur noch ungefähr ein Fünftel des Wassers ist vorhanden, auch wenn ein Blick auf Google Maps noch die alten Dimensionen zeigt. Der Salzgehalt ist unterdessen so hoch, dass kein Leben mehr gedeiht im See. Zurückzuführen ist der Rückgang primär auf das Misswirtschaften während Sowjetzeiten. Damals wurde das Wasser zu nahegelegenen Baumwollplantagen umgeleitet. Erholt hat sich der Wasserstand nicht mehr und möglich scheint das auch nicht. Alleine um das verdunstende Wasser auszugleichen, müsste man zusätzlich bis zu 50 Kubikkilometer im Jahr einspeisen. Das entspricht knapp dem Volumen des Bodensees. Die benötigte Wassermenge, um den See erst einmal auf sein ursprüngliches Wasserlevel zu bringen, ist da nicht eingerechnet. Obschon wir das Angebot zum Duschen erfreut annahmen, beeilten wir uns also so gut es ging…

Kein böses Erwachen, aber ein hartes Einschlafen

Erst nachdem wir versichert hatten, dass wir morgen früh zum Frühstück bleiben würden, liess uns unsere Gastfamilie ins Bett gehen. Sie führten uns ins Gästezimmer und zu unserem Erstaunen gab es dort kein Bett, sondern nur ein grosses Wandregal. Als wir merkten, dass es für sie ganz normal ist, auf dem Boden zu schlafen, konnten wir schlecht sagen: «Oh, das ist uns zu unbequem. Danke, aber nein danke». Und so schliefen wir 5 Meter Luftlinie von unserem weichen Van-Bett entfernt auf dem harten Boden. Zusätzliche Hürde: Das Haus mit den papierdünnen Wänden stand direkt neben einem Rangierbahnhof für Güterzüge. Es war eine harte Nacht und ich war froh, als es wieder hell wurde. Tatsächlich wurden wir aber von unserem Automechaniker geweckt, der Andri alles Gute zum Geburtstag wünschte und ihm ein kleines Präsent überreichte.

«Did you feel the adrenaline?!»

Nach dem Frühstück, gegen Mittag verabschiedeten wir uns und fuhren zu einem nahe gelegenen See, den uns die Familie empfohlen hatte. Im Gegensatz zum Aralsee ein wahres Badeparadies, wie sie sagten. Am Ufer stand ein Bananenboot, das man von All-Inclusive-Stränden kennt. Für wenige Franken kauften wir zwei Plätze auf der nächsten Fahrt. Den 5PS-starken Motor sahen wir erst nach dem Bezahlen und so blieb der versprochene Adrenalinkick aus. Aber irgendwie war es so noch lustiger.

Einen weiteren Stopp legten wir später an einer Raststätte ein. In der brütenden Hitze war ein Hund angekettet und konnte gerade so weit laufen, dass er nicht in seinen eigenen Fäkalien liegen musste. Er tat mir unglaublich leid und ich gab ihm Wasser, das er gierig trank. Als ich die Schüssel leerte, die wir extra dafür mitgebracht haben, lief mir etwas Wasser über die Hand. Erst dann bemerkte ich meine kleine Schürfwunde. Ich dachte mir nicht viel dabei, wusch mir die Hände und wir fuhren weiter.

Tja, als wir spätabends endlich an unserem Schlafplatz (einer Qazaq Oil Tankstelle) angekommen waren, sah ich das Ganze nicht mehr so locker. Mich überkam die Angst, dass der Hund vielleicht Tollwut haben könnte. Long story short: Es folgten viele Angsttränen in völliger Übermüdung und verwirrende Telefonate mit der 24-Stunden-Hotline meiner Krankenkasse. Andri und ich einigten uns schlussendlich darauf, am nächsten Tag sicherheitshalber ein Krankenhaus aufzusuchen. Dort bekam ich acht Spritzen (vier Allergietests, vier Impfungen) und einen Behandlungsplan für die nächsten Wochen. Gekostet haben mich die knapp drei Stunden vor Ort keinen Franken, verrückt. Besonders, da sie mehrere Passkopien anfertigten. Ich beschloss, nur noch einmal zum Arzt zu gehen und nicht, wie empfohlen, fünf weitere Male. Dass ich grundimmunisiert war, schienen sie nicht verstanden zu haben.

Das unsichtbare Stopp-Schild

Damit waren die Abentuer auf unserem Roadtrip aber noch nicht vorbei. Daher möchte ich in diesem Reisebericht zu Kasachstan nicht auslassen, wie meine erste Erfahrung mit dem Thema Bestechung ablief: Nachdem wir den halben Tag im Krankenhaus verbracht hatten, fuhren ausnahmsweise bis spät in die Nacht. Die Sicht dabei war so schlecht, dass wir nie die erlaubte Höchstgeschwindigkeit fuhren. Aber nicht, weil es neblig war, sondern weil die Windschutzscheibe voller zerquetschten Mücken, Falter und anderer Insekten war. Und so kam es, dass ich mitten auf der Autobahn ein Stoppschild übersehen habe. Wer hätte das dort auch erwartet? Dafür sah ich den Polizisten, der lebensmüde auf die Strasse sprang. Ich bremste wie verrückt und musste mich erklären.

Ziemlich schnell wurde klar, dass er das Bussgeld lieber selbst behalten würde. Andri und ich sprachen uns kurz ab. Gegen 20 Mal versicherte sich der Beamte, ob ich wegen des Bussgeldes wirklich zur Polizeistation gehen wolle und er ein langes Protokoll ausfüllen soll (das hat er theatralisch mit der passenden Schreibbewegung unterstrichen). Dazu hielt er mir sein Telefon vor die Nase und spielte die Frage mit der Sprachausgabe unaufhaltsam ab. Jedes Mal bejahte ich und tippte Antworten wie «Sie sind der Polizist, wenn Sie sagen, dass es ein Bussgeld gibt, dann bezahle ich es auch» in den Telefonübersetzer. Zu unserer Überraschung stellte sich heraus, dass ich in meinem gereizten und völlig übermüdeten Zustand dennoch mehr Ausdauer hatte als er. Statt mit einer Busse verabschiedete er uns mit netten Worten à la «Das Schild diene unserer Sicherheit und er wolle nur, dass es uns Touristen in Kasachstan gut geht» und wünschte uns so überaus freundlich eine gute Fahrt. Bis heute vermuten wir, dass die Situation ganz anders ausgegangen wäre, wenn nicht ich als Frau, sondern Andri am Steuer gesessen hätte. Das war sie also, meine erste Berührung mit Korruption.

So viel sei in diesem Reisebericht zu Kasachstan verraten, es wird nicht die letzte Begegnung mit diesem Thema gewesen sein. Kirgistan, das wir am 8. August endlich erreichten, hielt noch viele weitere Übungsmöglichkeiten bereit. Aber dazu mehr im nächsten Blogeintrag! 🙂
Alle bisherigen Reiseberichte gibt es hier nachzulesen.

2 Kommentare

Edith Weber 8. September 2024 - 7:41

Liebe Nadja und lieber Andrin
Danke ganz herzlich für alle diese grossartigen Berichte und Erzählungen über Eure erlebnisreiche Reise! Es ist mir eine Freude, all die lustigen und spannenden Geschichten in Deiner wunderbaren Art und Weise zu lesen! Besonders auf Berichte aus Kasachstan habe ich mich gefreut. Dieses Land hat mich ebenfalls sehr fasziniert! Auch kenne ich ausschliesslich von dort 50°C Hitze! Es freut mich, dass Ihr diese Erdverbundenheit der Kasachen mit der wunderbar köstlichen Küche erleben durftet! Aber traurig, wie der Aralsee binnen weniger Jahre zum Verschwinden verurteilt ist, nur um Baumwolle für die billige Mode für uns im Westen herzustellen, die wir unbedacht nach kurzer Zeit wieder in den Abfall schmeissen….
Wie heisst es mit Recht: Reisen bildet!
Wusstet Ihr, dass die Tulpe und der Apfel ihren Ursprung in Kasachstan haben?

Danke vielmals, dass Ihr Eure Erlebnisse teilt. Und Nadja, Du machst das äusserst professionell! Glückwunsch!
Alles Gute und Liebe Euch! Weiter gute Fahrt!
Edith

Antworten
Lachende junge Frau, die sich in die Haare greift vor einer hügeligen Landschaft.
Nadja Osterwalder 9. September 2024 - 7:23

Liebe Edith, herzlichen Dank für deinen Kommentar! Huch, wirklich? Nein, dass Tulpen und Äpfel aus Kasachstan kommen, hören wir gerade zum ersten Mal. Spannend!
Besonders jetzt, während unserem zweiten Aufenthalt hier nach Kirgisistan, haben wir auch die grüne Seite von Kasachstan entdeckt und die gefällt uns richtig gut. Dazu berichte ich dann in einem weiteren Blogbeitrag mehr. Herzliche Grüsse in die Schweiz, Andri & Nadja

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